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Quellensammlung

Rückzugsräume – Heterotopien der Muße

London und Paris: Botanischer Garten

„Ich will Ihnen also jetzt als Cicerone dienen, und sie bey den todten und lebendigen Elephanten, im naturhistorischen Museum, in der Menagerie und im Garten selbst herumführen. Es ist mir leid, daß ich Ihnen keinen bessern Plan des ganzen Etablissements beylegen kann, vielleicht kann ich's in der Folge. – Wohnte ich in der Nachbarschaft des Jardin des plantes, so wäre er gewiß den Sommer über mein Lieblingsaufenthalt; ich würde mehr als einmal auf dem dasigen Belvedere die Sonne erwarten, und hier die große Stadt, von den ersten Strahlen der Sonne beschienen, noch in tiefen Schlummer gewiegt, bis zum Montmartre hin, an dem jenseits der Seine entgegengesetzten Ende der Stadt, vor mir ausgebreitet da liegen sehen. // In den Abendstunden ist dieser Garten der Lieblingsspaziergang vieler, in diesem Quartiere wohnender Personen, denn er steht dem Publikum, wenn das Wetter schön ist, von Morgens früh, bis Abends spät offen.“

London und Paris, Bd. 1, 1798, 329f.
Kommentar
Der Korrespondent Friedrich Theophil Winckler beschreibt einen imaginierten literarischen Spaziergang durch den bis heute existierenden botanischen Garten von Paris sowie dessen Tierpark. Er greift dafür auf die um 1800 in der deutschen Reise- und Großstadtliteratur topische Form einer imaginierten Begleitfigur zurück, die ideell zugleich dem intendierten Lesepublikum entspricht. Er betont, der Jardin des Plantes sei zeitgenössisch einer der wichtigsten Pariser Rückzugsräume gewesen.
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