21. Brief, den 6ten [Januar 1828]
„Wir schweben in fortwährenden Festen. Gestern gab die schöne Marquise das ihrige, heute die gefeierte Fürstin L…, welches bis nach 6 Uhr früh dauerte. Von Morgen bis Abend bemüht man sich unablässig, den Prinzen zu amüsieren, und es ist wohl angenehm, eine so bevorrechtete Person zu sein, die zu unterhalten und ihr zu gefallen die Höchsten wie die Niedrigsten, die Klügsten wie die Dümmsten ihr möglichstes tun.
Mitten unter diesem trouble erhielt ich wieder einen Brief von Dir durch L…, und freute mich der darin enthaltenen hunderttausendsten Versicherung Deiner Liebe, einer Versicherung, die ich vor der ersten Million gewiß nicht zu hören müde werde, und nach dieser Million sogar noch ausrufen werde: L’appétit vient en mangeant! So geht es auch mit den hiesigen Festen, d.h. die Welt wird ihrer nicht müde. Während sie immer mehr ihren Horizont sich mit Gewittern überziehen sieht, tanzen und dinieren unsere Diplomaten dem drohenden Sturm mit Lachen und Scherzen entgegen, und Großes und Erhabenes mischt sich fortwährend mit Gemeinem und Alltäglichem wie in Shakespeares lebenswahren Tragödien.“